Wer hat das Skifahren erfunden?
Einige sagen die Österreicher. Die meisten behaupten die Norweger. Aber Sie würden sich in beiden Punkten irren. Nein, Skifahren ist viel älter als Sie sich wahrscheinlich vorstellen und reicht noch weiter zurück als das Rad, bis nach Zentralasien, etwa 22.000 Jahre oder länger. Ja, das ist richtig. Ich war auch überrascht.
In seinem Buch „Zwei Planken und eine Leidenschaft: Eine dramatische Geschichte“ des Skifahrens versucht Roland Huntford, die Historie zu enträtseln, die die Geschichte dessen ausmacht, was wir heute als Skifahren bezeichnen. Höhlenzeichnungen in Zentralasien deuten darauf hin, dass der Mensch schon in der Altsteinzeit Skier benutzte, um genauer zu sein, während der letzten Eiszeit.
Alle Beweise dafür, dass es so weit zurück in der Zeit bereits das Skifahren (Langlaufen) gab, sind Kunstwerke, die unsere Vorfahren hinterlassen haben. Die ältesten physischen Artefakte, die wir haben, stammen aus der viel jüngeren Mittelsteinzeit.
In den 60er-Jahren entdeckte der Archäologe Grigoriy Burov in Nordrussland skiähnliche Objekte aus der Zeit um 6.000 v. Chr. Die Hypothese lautet, dass die Bewohner lange, abgeflachte Stücke von jetzt versteinertem Holz benutzten, um Sümpfe zu überqueren, die zugefroren waren, schneebedeckte Tundren und anderes Gelände, in dem sie wahrscheinlich einsinken und ansonsten erfrieren würden.
Diese waren zwar eher Schneeschuhe als Ski, aber andererseits wurde Skifahren nicht vorrangig als Abfahrtssport entwickelt. Das alpine Skifahren kam viel später. Langlaufen als Notwendigkeit, um zu jagen und zu reisen, war das ursprüngliche Ziel. Während bärenfellbekleidete russische homosapiens, die durch Sibirien stapfen, weit entfernt von den alpinen Weltmeisterschaften zu sein scheinen, sind sie dem näher, was „Skifahren“ anfangs war als das, was die meisten Leute heute tun.
Überall in der Alten Welt, von Europa bis Asien, wurden Skier gefunden (Schneeschuhe waren in der Neuen Welt ein Muss, möglicherweise aufgrund unterschiedlicher Schneedichte). Es scheint, dass jeder zu der einen oder anderen Zeit die gleiche Idee hatte, sein Gewicht auf dem weichen Schnee zu verteilen, um ihn besser durchqueren zu können und um Jagd und Wanderungen zu ermöglichen, wenn die Bedingungen dies sonst verhindert hätten.
Die Erfindung des „modernen Skifahrens“, oder man könnte auch sagen des Skifahrens zum Vergnügen, ist weitaus fortschrittlicher. Die Norweger haben Dokumente und Bücher über das Skifahren, die bis ins Jahr 1760 zurückreichen, als das Militär die Verwendung von Skiern testete. Sie fuhren Hänge hinunter, navigierten durch Wälder und stapften über Schneefelder, während sie mit Waffen schossen. Die Rennen, die sie abhielten, waren Vorläufer dessen, was wir als Biathlon kennen, was den Geist dieser Prüfungen immer noch sehr lebendig hält.
Erst im 19. Jahrhundert wurde der Telemark-Ski in der gleichnamigen norwegischen Region erfunden. Dies war der erste gewölbte Ski, der eine viel dünnere Konstruktion ermöglichte. Bis dahin waren die Bretter sehr sperrig und steif, um nicht unter dem Gewicht der Person, die sie trägt, zu verbiegen. Als der Telemark erfunden wurde, wirkte die Krümmung des Holzes dem Verbiegungsproblem entgegen, sodass seine Elastizität dazu beitrug, es eben zu behalten und ein Absinken zu verhindern sowie die Beine des Skifahrers über dem Schnee zu halten, was bei Ermüdungserscheinungen half.
Bis 1870 hatte der Telemark-Ski sprunghafte Fortschritte gemacht. Die Skier, die wir heute als Standard kennen, haben eine Taillierung, um die Beweglichkeit und das Drehen zu verbessern. Diese Taillierung ermöglichte es den Nutzern, Kurven zu machen, während der Ski flexibel blieb und Halt im Schnee hatte, anstatt nur seitwärts zu rutschen. Aufgrund dieser Entwicklungen und der neuen Dinge, die dadurch getan werden könnten, wurde das Bild des Skifahrens für immer verändert. Das Kurvenfahren ersetzte das Schlittern und die Skifahrer fanden eine neue Freude daran, die Spur mit Präzision wählen zu können, was wiederum mehr Möglichkeiten in noch unerforschtem Gelände eröffnete.
Ungefähr zu dieser Zeit wurden in den ersten österreichischen Schneegebieten Skier eingeführt. Einige der historischen Skigebiete wie Hochgurgl stellten schnell fest, dass ihre Alpen, die viele Wanderer und Bergsteiger anzogen, auch mehr als genug Schnee aufweisen konnten, um diese skandinavische Sportart in die europäischen Berge zu bringen.
Mit Geschichten über das Militär, das bergab flog, wurden Telemark-Ski in Massen verschifft, und der Sport nahm schnell Gestalt an. Es dauerte nicht lange, bis Lifte gebaut und Rennen veranstaltet wurden. Die Tradition des nordischen Skifahrens, für Sie und mich heißt das Langlauf, wurde vom alpinen Skifahren schnell überholt. Die Idee, bergab zu gleiten, erschien für die Mehrheit der Menschen viel ansprechender und lustiger zu sein als lediglich flach dahin zu rutschen. Daher hat das nordische Skifahren nie so viel Aufsehen erregt wie das alpine Skifahren, und die Skigebiete konnten sich nur den Wünschen der Sportler anpassen.
Bis 1882 produzierte Europa seine eigenen hochwertigen Skier aus Esche, während die norwegischen Vorreiter auf Hickory umstiegen und einer immer dünneren und stärkeren Konstruktion nachjagten. Fortschritte bei Maschinen erleichterte die Formgebung dieses Hartholzes und beschleunigte die Entwicklung. Nur elf Jahre später, 1893, wurden in Norwegen die ersten laminierten Skier gebaut und gleichzeitig die erste „Skifabrik“ in der Schweiz eröffnet.
Bis 1905 mischten sich sogar die Franzosen ein, und Aufzeichnungen zeigen, dass eine französische Infanterieeinheit eine Lieferung von Telemarks bestellte. Die Franzosen liebten das Langlaufen so sehr, dass das nordische Skifahren ein Ereignis bei den ersten olympischen Winterspielen in Chamonix war.
1926 fügte der österreichische Bergsteiger Rudolph Lettner Stahlkanten hinzu und verbesserte den Halt auf dem Eis, das bis dahin als gefährlich und unbesiegbar galt. Mit diesen Fortschritten beim Bau der Skier war es nur natürlich, dass es jemand so weit trieb, dass nur zwei Jahre später, 1928, die Kandahar-Bindung erfunden wurde. Der Schweizer Skirennfahrer Guido Reuge, entwickelte diese, um mit den steigenden Geschwindigkeiten Schritt zu halten und die Belastungen für den Fahrer vermindern zu können.
Gleichzeitig entwickelten Hannes Schneider und Toni Seelos nur wenige Täler weiter den Stemmbogen und Parallelschwung. Techniken, die bis jetzt verwendet und gelehrt werden. Um ihr neues Wissen zu teilen, gründeten sie die erste Skischule in St. Anton, die bis heute ein Ski Mekka ist.
Von da an ging es nur noch schneller voran, als Experimente mit Aluminium-, Kunststoff- und Laminatskiern den Sport in immer höhere Höhen trieben. Wortspiel definitiv beabsichtigt.
Zu diesem Zeitpunkt an waren alle Skifahrer – von Europa nach Amerika und sogar in Japan! Im Jahr 1936 wurde Alpin-, sprich Bergab-Skifahren zum ersten Mal in die Olympischen Winterspiele einbezogen, und bald darauf festigte sich das Skifahren als eine der beliebtesten Freizeitsportarten weltweit.
Im Jahr 2018 zeigte eine Umfrage, dass Deutschland mit erstaunlichen 14.607.000 Menschen die höchste Anzahl an Skifahrern in seiner Population hat! Das sind 36 % der Bevölkerung. Es folgten Frankreich mit 8,5 Millionen und Großbritannien mit 6,3 Millionen. Über ein Drittel der Bevölkerung der Schweiz und Österreichs fährt ebenso Ski sowie ein Viertel aller Norweger und Finnen. Natürlich müssen auch alle irgendwo hin, um dies tun zu können. Gut, dass es allein in Europa mehr als 3.600 Skigebiete gibt, die von fast 16.000 Liften bedient werden.
Wie die Zukunft des Sportes aussehen wird, weiß ich nicht genau, aber selbst wenn es bedeutet, mit einem elektrischen Zug in die Arktis zu fahren oder mit einem Segelflugzeug in den Himalaja zu fliegen, werden die Menschen wahrscheinlich nicht so schnell aufhören.